Die große Tirpitz-Stellung in Blåvand

Die Tirpitz-Stellung in Blåvand ist eine von zahlreichen Bunkeranlagen entlang der dänischen Nordseeküste, die während des Zweiten Weltkrieges von der deutschen Besatzungsmacht erbaut aber nie fertig gestellt wurden. Heute befindet sich in der einstigen Stellung ein Museum, in dem Besucher Informationen über den Atlantikwall erhalten und in die Geschichte der Region eintauchen können.

Die Entstehung der Tirpitz-Stellung

Unter der Leitung von Generalfeldmarschall Erwin Rommel begann die deutsche Wehrmacht im Sommer des Jahres 1944 mit dem Bau der Tirpitz-Stellung im dänischen Blåvand. Sie war eine von zahlreichen Verteidigungsanlagen entlang der Nordsee. Seinen Namen verdankt die Stellung dem Großadmiral Alfred von Tirpitz, der einst die kaiserliche Marine leitete.

Die Fertigstellung der Tirpitz-Stellung war für September 1945 geplant. In Blåvand sollte mit insgesamt 6000 m³ Beton eine der größten Bunkeranlagen zur Verteidigung der Nordseeküste entstehen. Vier Schnellladekanonen waren geplant, um der Einfahrt nach Esbjerg Deckung zu verschaffen, da die Küstenstadt einen wichtigen Knotenpunkt für die deutsche Besatzungsmacht darstellte. Zusätzlich waren zahlreiche Bunker vorgesehen, darunter jeweils zwei Kanonen- und Munitionsbunker sowie sechs Mannschaftsbunker. Getarnt werden sollte die Verteidigungsanlage durch eine Bepflanzung der Bunker sowie mit einer Einbettung in den Sand der Dünenlandschaft.

Der Großteil der Schutzbauten wurde bis zum Kriegsende 1945 jedoch nie fertig gestellt. Lediglich der Rohbau der beiden Geschützbunker war zum Zeitpunkt der Befreiung Dänemarks bereits erbaut.

Vom Bunker zum Museum – die Tirpitz-Stellung heute

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges inspizierten die Alliierten die Stellung von Tirpitz und übergaben diese schließlich an die dänische Regierung. Diese zog zunächst eine Nutzung der Bunker für das dänische Militär in Betracht, entschied sich letztendlich jedoch für die Sprengung der bereits fertiggestellten Anlagen.

Lediglich der nördliche Bunker wurde erhalten und befindet sich bis heute noch im Originalzustand. Im Bunker Tirpitz 2 wurde zudem ein Museum erbaut, das an den Atlantikwall erinnert. Zusätzlich wurden weitere moderne Museumsgebäude geschaffen, die sich mit ihren bepflanzten Dächern sanft in die Dünenlandschaft einfügen. Ein unterirdischer Korridor verbindet den neuen Teil des Museums mit den originalen Bunkeranlagen von 1944.
Das auch architektonisch sehr interessante Museum zeigt seit 2017 Ausstellungen über die Geschichte und Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges an der dänischen Westküste. Besucher können sich in den vier großen und interaktiven Ausstellungsräumen auf eine Reise in die Vergangenheit begeben und mit Hilfe eines Audioguides viel über den Atlantikwall der Nationalsozialisten erfahren.

Eine der Dauerausstellungen des Museums widmet sich außerdem dem so genannten „Gold der Westküste“ – dem Bernstein. Hier lernen Besucher alles über den berühmten Stein aus fossilem Harz und können verschiedene Schmuckstücke bestaunen.